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S. Wimmer
Bewertung: - Abstimmungen: 0 (Abstimmen!) | Veröffentlicht am Montag, 28. Februar 2000 - 15:27 Uhr: |     |
Marian schrieb Im Thread "Seltsame Menschen": "Fahrt Ihr, um mal einen vernünftigen Start zu machen ins benachbarte Ausland, habt Ihr einen T2-Schein, oder laßt Ihr rechtlich auch mal "fünfe gerade sein"? - Wenn ich mal so offen fragen darf ;-))))) " Natürlich darfst Du offen Fragen. Und wir angesprochenen können auch (wenn auch begrenzt) öffentlich antworten :o) Also: Ich fing ca. 1972 mit dem Raketenhobby an - eigentlich im Rahmen meiner damaligen pyrotechnischen Sturm und Drang Zeit. Damals gab es nur ein paar käufliche Modellbausätze (z.B. von Dreimann) und die waren allesamt außerhalb der finanziellen Reichweite eines Schülers (Holzrohre müssen unheimlich teuer gewesen sein). An Motoren gab's Held1000 oder -5000. Nach dem Umzug nach Berlin (wg. Studium) anfang der 80-er war erst mal Schluß damit, denn in einer Großstadt ohne offenes Umland (dafür aber mit damals noch vollständig erhaltener Stadtmauer) ist solch ein Hobby illusorisch. Nach dem Mauerfall gab's wieder Umland und so fing ich wieder an. Erst mal mit einer Big Berta auf C6. Dann entdeckte ich (~1992) das Internet und damit via Usenet die Newsgroup rec.models.rockets. Damit wurde ich unweigerlich zum BAR. Ich wurschtelte erst mal ein paar Sommer "so vor mich hin" bis bald schon die ABC-Motörchen nicht mehr reichten (von Beruf und Passion bin ich Elektronik-Entwickler und ich hatte/habe natürlich große Pläne was die Avionik-Ausstattung meiner Raketen angeht (siehe z.B MIN332) - viel größere Pläne als es meine Freizeit zuläßt :-). Also lotete ich aus, was es für Möglichkeiten gibt, legal an etwas Dickeres als C6 zu kommen, bzw. diese zu Bündeln. So wurde ich auf den "T2-Schein" hingewiesen. Und da man als Nachweis eines Bedürfnisss am Besten einem entsprechenden Verein angehört und die dann notwendige Versicherung nach dem Luftrecht in der Gruppe auch günstiger wird (und es in Berlin nichts entsprechendes gab) gründete ich mit ein paar (via Internet gefundenen) Gleichgesinnten die DERA. So nun also endlich die §27-er Erlaubnis erworben (via RAMOG) und nun endlich her mit den großen Motoren ............. ja wo sind sie denn???? All der ganze Aufwand nur um festzustellen, daß es außer (überlagerten) Restposten vom Held5000 und dem berühmten BC360 gar nichts legales gibt! Nix D/E/F/G/H Motoren, nur C6 und dann I200 (AKA BC360) - so'n Sch..... Inzwischen hatte ich via Internet die Raketengruppen in den NL (NAVRO/NERO) kennengelernt und im Rahmen der dortigen (je Verein bis zu zweimal im Jahr stattfinden) Starttage auch mal ein paar D/E-Motoren geflogen und damit Blut geleckt. Also auf zum LAfA (so hieß damals das hiesige zuständige Amt) und mal nachgefragt, was ich denn tun müßte, um US-amerikanische "Spielzeugantriebe" (Toy Propellant Devices) legal hierher einführen, lagern, transportieren und am Liebsten natürlich auch (auf jeden Fall aber auf Militärgelände oder im Ausland bei NAVRO/NERO) verwenden zu dürfen. Nach langem Blättern stand dann fest: Verwenden ginge höchstens im Rahmen einer (auf max. 2 Jahre befristeten) Erprobungszulassung (für ca. DM500/Jahr). Die andere Variante wäre ein "Hersteller-Schein" (ist eine Variante der §27-er Erlaubnis, wie auch der "T2-Schein"), die dann Ein-/Ausfuhr, Transport, Lagerung, Herstellen, Zerlegen (Wiedergewinnen), Überlassen und Vernichten, nicht jedoch das Verwenden abdecken würde (It's the Government.... - ich frage mich wirklich, ob die großen dt. Pyrotechnik-Hersteller für das Ausprobieren jedes neuen pyrotechnischen Satzes oder Gegenstandes eine Erprobungszulassung holen???) Also gesagt - getan: Auf zum PyrH Fachkunde-Lehrgang und her mit dem Schein. Nun kann ich also als einer der wenigen in DL (theoretisch) ohne Probleme im Rahmen der Kleinmengen-Regelungen der 2.SprengV (wg. Lagerung) Aerotech-Motoren und RMS-Reloads einführen, lagern, transportieren, im Ausland und auf Militärgelände verwenden und ab&zu (z.B. in Prüfständen) vernichten. Nur die 'normale' Verwendung in einer Rakete ist mir innerhalb des Geltungsbereiches des SprengG verboten. (Alle Raketen auf den Fotos auf meinen Webb-Pages sind folglich auch entweder im Ausland oder auf Militärgelände geflogen und teilweise per Fotomontage auf Hintergrundfotos aus dem berliner Umland eingefügt worden!) "Fünfe grade sein lassen", wie Du fragtest, wäre in höchstem Maße illegal und supergefährlich (sagt die BAM - auch wenn meine Erfahrungen zeigen, daß die Aerotech-Motoren ERHEBLICH gleichmäßiger und besser in der Qualität sind (schon aus prinzipiellen Gründen) als die hierzulande zugelassenen Schwarzpulver-Motörchen (wer bei Minusgraden oder D7 fliegt weiß was ich meine)). Nebenbei kümmerte ich mich darum, was an Voraussetzungen geschaffen werden müßten, um diese Motoren auch in DL zuzulassen (das Geld dafür zusammenzubekommen war mit ein Grund für die Gründung der DERA) und als ich fast alles zusammen hatte (inclusive der Zusage von Gary Rosenfield, die Rezeptur unter Geheimhaltung direkt an die BAM zu schicken - bin dafür extra nach LasVegas gereist!) scheiterte das Ganze an mangelndem Interesse und den Schwierigkeiten (schon mal hier im Forum dargelegt) einen offiziellen Importeur zu finden. Mittlerweile ist (zumindest hier im Forum) wieder einiges Interesse da und auch den Importeur könnte ich evtl. (re)aktivieren, aber nun hat uns die EU mit der Harmonisierungs-Richtlinie ein neues Ei gelegt, das so leicht nicht zu umschiffen sein wird, aber darüber zu gegebener Zeit in einem anderen Thread mehr (bin noch am Quellen sammeln). Tja, so sieht's aus. |
   
Marian Baston (Marian)
Bewertung: - Abstimmungen: 0 (Abstimmen!) | Veröffentlicht am Montag, 28. Februar 2000 - 18:50 Uhr: |     |
Vielen Dank für diese interessante Antwort! Wenn ich eines gelernt habe, dann daß, das dank deutscher Beamtenarroganz aus gefährlichen Motoren "wirklich sichere Motoren" werden, sobald sie die BAM-Prüfung hinter sich haben ;-))) So verneigen sich also schon die Physikalischen Gesetze gegenüber dem ordnungsbewußten, deutschen Gesetzeswald ;-)) Aber mal im Ernst: Ich habe in meinen 21 Jahren Lebenserfahrung eines wirklich festgestellt: Deutsche Gesetze/Regelungen sind A: fast immer strenger und B: immer unüberischtlicher/haarspaltender als die der anderen Länder! Ich hab im Leben schon wirklich viel gemacht, was (in Deutschland) irgendeiner Genehmigung bedarf, ob es das Tauchen, das Sportschießen oder die Jagd war. Immer habe ich obiges erlebt!! Gruß Marian |
   
Oliver Missbach [Sysop] (Oliver)
Bewertung: - Abstimmungen: 0 (Abstimmen!) | Veröffentlicht am Dienstag, 29. Februar 2000 - 03:04 Uhr: |     |
Tja, aus diesem Grund hoffe ich -trotz gewissen Bedenken gerade bei diesem Thema- auf europäische Regelungen. Da müssen sich nämlich auch die deutschen Gründlichkeitsfanatiker anpassen ;-) |
   
Achim
Bewertung: - Abstimmungen: 0 (Abstimmen!) | Veröffentlicht am Dienstag, 29. Februar 2000 - 03:57 Uhr: |     |
Hi Stefan, du schreibst: aber nun hat uns die EU mit der Harmonisierungs-Richtlinie ein neues Ei gelegt, das so leicht nicht zu umschiffen sein wird welches Ei meinst du??? |
   
S. Wimmer
Bewertung: - Abstimmungen: 0 (Abstimmen!) | Veröffentlicht am Dienstag, 29. Februar 2000 - 11:04 Uhr: |     |
Achim, ich meine damit die Tatsache, daß seit der EG-bedingten Neufassung des SprengG die Raketenmotoren nicht mehr zu den pyrotechnischen Gegenständen, sondern zu den Explosivstoffen gehören. Damit ist die ganze Aufregung T1/T2 FÜR NEUZULASSUNGEN (!) sowieso erst mal vergebens. Ich bekomme in den nächsten Tagen die zugehörigen EU-Richtlinien und werde michj nach deren Studium besser äußern können (hoffentlich). Dann sehe ich auch klarer, wie es voraussichtlich in Sachen Raketenmotoren im EU-Ausland weitergehen wird. Vielleicht muß ich eh' über das europäische Forum dann noch andere Kräfte mobilisieren (versuchen, denn bisher scheint sich dort kaum einer um die aktuelle Gesetzeslage zu kümmern - warum auch, die dürfen ja... (nur leider könnte das bald auch für die anders kommen...)). Mal sehen... Stefan PS: Hab gerade mal wieder mit der BAM telefoniert wg. Neuzulassungen. Läßt sich vielleicht auch nach dem neuen Recht was machen (EG-Baumusterzulassung), wird aber _nicht billig_ und hat _Folgekosten_ (wg. Qualitätssicherung/Überwachung), gilt dafür dann EU-weit (nur weider das alte Problem: wie sicherstellen, daß dann auch die Freunde in den anderen EU-Ländern (die mit der etwas lockereren Überwachung) via dem offiziellen Importeur bestellen, damit der die laufenden Kosten umlegen kann???) Ich werd' mal noch vor Dortmund einen Termin vereinbaren... |
   
Oliver Missbach [Sysop] (Oliver)
Bewertung: - Abstimmungen: 0 (Abstimmen!) | Veröffentlicht am Dienstag, 29. Februar 2000 - 13:22 Uhr: |     |
Stefan, gut zu hören, daß Du an die EU-Richtlinien gekommen bist! Welche Quelle hast Du angezapft? Was die europäische Lage angeht, so denke ich auch, daß sich die meisten noch etwas in Sicherheit wiegen, weil sie bisher so gut gefahren sind. Dort wird es dringend Zeit, gemeinsame Strategien zu entwickeln. Der Aufschrei wird wohl erst kommen, wenn neue Bestimmungen schon in Kraft sind. Immerhin haben wir auf EMR jetzt bereits eine europäische Datenbank mit den wichtigsten Bestimmungen aus einigen Ländern. Zur Qualitätssicherung: soweit ich das in Erinnerung habe, verlangte die BAM schon bisher eine laufend garantierte Sicherung des Status Quo. Das bedeutete regelmäßige neue Tests durch die BAM oder einem anerkannten Institut im In- oder Ausland. |
   
S. Wimmer
Bewertung: - Abstimmungen: 0 (Abstimmen!) | Veröffentlicht am Dienstag, 29. Februar 2000 - 15:36 Uhr: |     |
Oliver Missbach : "Stefan, gut zu hören, daß Du an die EU-Richtlinien gekommen bist! Welche Quelle hast Du angezapft?" Bibliothek der juristischen Fakultät der Freien Universität Berlin. Die Kopien sind unterwegs und ich erwarte sie in den nächsten Tagen... |
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